Atmen, so einfach und so kostbar
Herausgeber: Yoga Austria, Berufsverband der Yogalehrenden in Österreich, Themenschwerpunkt Atemlehren
veröffentlicht: BYO: Info 3/2006
Immer wieder erleben wir im Atem das Geschenk des Aufnehmens und Abgebens, des Empfangens und des Loslassens. Stets aufs Neue zeigt uns der Atem die Pole unseres Seins, die Veränderungen unseres Erdenlebens. Im Atem erfahren wir die Verbindung mit allem, atmen wir doch alle die gleiche Luft. Menschen wie Tiere. Und mit den Pflanzen stehen wir in einem ganz besonderen Austausch, ohne sie mangelte es uns an Sauerstoff und ihnen an Kohlendioxid. Wir sind aufeinander angewiesen. Zugleich verdeutlicht uns der Atem, dass wir individuell sein dürfen, einzigartig sind: wir haben unsere eigenen Atemrhythmen, die sich bestens den äußerlichen Gegebenheiten anpassen.
Im Luna Yoga versuche ich, die Teilnehmenden zu einem großzügigen, weiten Atemfluss zu ermuntern. Der Atem darf frei kommen und gehen und fügt sich meist ganz von allein in die Übungen ein. Manchmal kann es interessant sein, bestimmte Atemweisen in eine Übung hineinzulegen, bei öffnenden Haltungen oder Bewegungen einzuatmen und bei schließenden Formen auszuatmen. Manchmal eröffnet die gegenteilige Atemführung interessante Ein- und Ausblicke. Mir gefällt es, zu experimentieren und die Übenden zum Ausprobieren zu ermutigen.
Im Atem selbst möchte ich wenig herumfummeln. Die verschiedenen Pranayamaformen aus dem klassischen Yoga unterrichte ich erst, wenn ich die Menschen länger in meinen Kursen erlebt habe. Selbst dann verweile ich in den Atemübungen nicht gar zu lang. Zu oft bekam ich in meinen Ausbildungen in Indien und Nordamerika sowie Europa mit, dass Menschen dabei ausflippten. Das ist nicht mein Ziel.
Die Art und Weise meines Lehrens kommt nicht nur aus dem Yoga, sondern auch von schamanistischen Techniken. Zugleich beschäftige ich mich mit modernen medizinischen Forschungen und baue diese Erkenntnisse nach Möglichkeit in meinen Unterricht ein. Da ich im Luna Yoga die Kraft im Becken betone, leite ich zum Atmen in den Beckenraum an. Das geschieht am besten, indem man die Hände aufs Becken liegt, dann strömt der Atem meist ganz von allein dorthin. Oder die Übenden merken, ob sich unter ihren Händen die Bauchdecke bewegt oder nicht.
Das Schatzkästlein der starken Medizin im Luna Yoga sind Fruchtbarkeitstänze. Bei diesen spielt die Atemführung eine große Rolle, ja, von Ihr hängt die Wirksamkeit der kraftvollen Bewegungen in einem großen Maße ab. Eigentlich kann man Körper- und Atemübungen nicht trennen, genauso wenig wie Körper, Geist und Seele zu trennen sind, geht es im Yoga doch um die Einheit, den Einklang.