Ungewöhnliche Bücher
Michael Albus: Wohnungen der Götter – Heilige Berge, mit einem Vorwort von Hans Küng, Kreuz Verlag, Stuttgart, Zürich 2002, 135 Seiten
In diesem prachtvollen Bildband bilanziert Michael Albus Bilder und Gedanken zu seinen Fernsehreportagen über „erhabene Plätze der Religionen“.
Der Berg Kailash in Tibet gilt mit seinen 6714 Metern einigen Völkern Asiens als Mitte der Welt. Buddhisten und Hindus, Jains und Bönpos, die Anhänger der ursprünglichen Religion Tibets verehren ihn.
Der Berg des schwarzen Gottes Ol Doinyo Lengai erhebt sich im Osten Tansanias in der Nähe des Victoriasees. Er ist der kälteste Vulkan der Welt, auch wenn seine Lava rund 500 ° Celsius heiss ist. „Ich bete immer zu Dir – für das, was ich bekomme und das, was ich nicht bekomme“ singen die Massai, die am Fuss des 2960 hohen Vulkans leben. Ihre Religion ist einmalig auf dem afrikanischen Kontinent. Gott, den sie Engai nennen, ist für sie körperlos, ein Wesen, ein Geist. „Gott wird morgen sein….er hat keinen Körper, er ist wie ein Wort….er ist das Wort….vergangen, aber weiter lebend. So ist Gott“, heisst es in einem Schöpfungshymnus.
Licancabur in Chile ist der Berg der kalten Sonne. Der erloschene Vulkan ist 5920 Meter hoch und befindet sich in der Atacamawüste an der Grenze zwischen Bolivien und Chile. Seine fast perfekte konische Form und die Lage über der Oase von San Pedro de Atacama heben ihn aus der Andenkordillere heraus. Verlassene Inkadörfer zeugen von dieser alten Kultur, doch weiss man noch wenig über ihre kultischen Handlungen.
In Nordamerika reiste der Autor zu den San Francisco Peaks, einem heiligen Gebirgszug der dortigen Native Americans. Die höchste Stelle, der Humphreys Peak ragt 3850 Meter in die Höhe. Die Natur mit all ihren Erscheinungen ist den Navajo heilig. Jeder Berg, jede Blume, jeder Baum hat religiöse Bedeutung. „Diese Berge und das Land zwischen ihnen sind die einzigen Dinge, die uns stark erhalten. Durch sie und wegen ihnen gedeihen wir.“ Dine nennen sich die Navajo selbst, das heisst: Menschen der Erdoberfläche. „Vor mir ist Segen, hinter mir ist Segen“, singen sie.
Der Vulkan Fujiyama in Japan, 3776 m, ist für Japan ein Sinnbild der Ewigkeit
Gunung Agung auf Bali lässt sich mit grossartiger Berg übersetzen. Mit seinen 3142 Metern ist er auf der Insel von fast überall her zu sehen. BalinesInnen sehen in diesem Vulkan den Mittelpunkt der Weltharmonie, das Zentrum des Universums. „Vergänglich sind Bindungen, sie kommen und gehen“, betet man bei Beerdigungen. Doch: „die Seele wird nicht geboren und stirbt auch nicht. Sie ist kein Ding, sie ist uralt, immer während. Sie bleibt.“
Die ruhigen Fotos und die knappen Texte des Bildbands locken zum Träumen…
Gerald M. Edelman: Göttliche Luft, vernichtendes Feuer – Wie der Geist im Gehirn entsteht – die revolutionäre Vision des Medizin-Nobelpreisträgers, Piper Verlag München, Zürich 1992, aus dem Amerikanischen von Anita Ehlers, mit 53 Abbildungen, 397 Seiten
Wie funktioniert unser Gehirn? Wie entsteht Geist? Woher kommen unsere Gedanken? Gerald Edelmann sucht Antworten in Philosophie und Biologie und kommt zum Schluss: Das Gehirn funktioniert nicht wie ein Computer, die Abläufe ähneln eher der lebendigen Ökologie eines Dschungels.
Alice Grünfelder, Herausgeberin: Himalaya – Menschen und Mythen, Unionsverlag Zürich 2002, 314 Seiten,
Vom Leben auf dem Dach der Welt: Spiritualität und Alltag, politische Umwälzungen und religiöse Mythen…20 AutorInnen fragen nach dem Selbstverständnis der Menschen im Himalaya heute.
Cees Nooteboom: Geflüster auf Seide gemalt – Reisen in Asien, Suhrkamp Taschenbuch Frankfurt am Main 2008, 288 Seiten, aus dem Niederländischen von Helga van Beuningen, herausgegeben von Susanne Schaber
Der niederländische Autor Cees Nooteboom lebt in Amsterdam und auf Menorca und bereits die Welt. Er beobachtet die Menschen und nimmt wahr, wie sich Länder unterscheiden oder ähneln. Er entdeckt Bekanntes im Unbekannten, erkundet Altes wie Neues. Freudig führt er die Lesenden durch „sein“ Asien.
Paul Klee: Gedichte, Arche Paradies Verlag, Zürich und Hamburg 2013, 140 Seiten
Der Maler Paul Klee schrieb auch Gedichte und er hätte auch Musiker werden können, welches seiner Talente er schwerer gewichten würde, war ihm in der Jugend noch nicht klar. Die „Paradies“ Reihe im Arche Verlag versammelt unter dem Herausgeber Denis Scheck AutorInnen, die vom Sinn der Sinnlichkeit erzählen. Dazu Paul Klee:
„Beim Anblick eines Baumes
Die Vöglein sind zu beneiden,
sie meiden,
an Stamm und Wurzeln zu denken,
und selbstzufrieden schaukeln den ganzen Tag die behenden,
und singen auf letztverzweigten Enden.“
Andrew Newberg, Mark Robert Waldman: Der Fingerabdruck Gottes – Wie religiöse und spirituelle Erfahrungen unser Gehirn verändern, Kailash Verlag München 2010, aus dem Amerikanischen von Dagmar Mallett, 448 Seiten
Meditation stärkt das Gedächtnis, Kontemplation lindert Stress, Gebete stoppen mentale Verfallsprozesse – all dies kann heutzutage gemessen und bewertet werden. Es lohnt sich also das Innehalten wenigstens zu probieren, gleich welchen Namen man dem zur Ruhe kommen oder dem Unbegreiflichen hinter der Oberfläche geben möchte.
Bernd Schiller: Vom Zauber Asiens, Schöffling & Co. Frankfurt am Main 1996, 132 Seiten
Dem Traum folgen lautet das Motto Bernd Schillers. Der Reisejournalist sucht Ursprünglichkeiten und wird statt mit seinen Träumen mit der Realität konfrontiert. Seine Miniaturen lassen den Zauber Asiens spüren – den der Autor eher in der Vergangenheit findet bzw. in seinen eigenen Vorstellungen über den Kontinent.
Rupert Sheldrake: Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten – Anstiftung zur Revolutionierung des wissenschaftlichen Denkens, Scherz Verlag Bern, München, Wien 1994, 288 Seiten, aus dem Englischen von Jochen Eggert
Haustiere spüren, wann ihre Menschen nach Hause kommen; Tauben finden zu ihrem Ursprungsort zurück. Der Biochemiker und Philosoph Sheldrake untersuchte als einer der ersten Wissenschaftler die Wahrnehmungen der Tiere und entdeckte die Wirkung der Erwartungshaltung auf das zu Untersuchende. Mittlerweile sind viele seiner Annahmen Allgemeinwissen geworden. Morphische oder morphogenetische Felder sind für ihn mit verursachend für die wundersamen Phänomene der Beziehung zwischen Mensch und Tier.