Anfangen
Am Anfang anfangen.
Beim Beginn beginnen.
Und bei C geht das Alphabet weiter.
Bei Z dann neu beginnen oder alt anfangen?
Sich darauf verlassen, dass Worte sich formen, Worte entstehen, Wörter purzeln.
Anknüpfen an Altvertrautes?
Erfahrenes erinnern?
Worte schöpfen aus dem Vorbewussten; aus dem Nachbewussten nachbereiten, dem kollektiven Unbewussten sich anheim geben.
Darauf vertrauen, dass dieser Pool – hey, schöpfe doch ein Wort aus Deinem Schatz – ah ja: den Schatz heben, aus diesem Teich, diesem nicht überschaubaren Wörtersee schöpfen und mit grosser Kelle anrichten.
Nicht lang überlegen, wie es ankommen mag.
Auch hier sich trauen, die Abenteuer der Sprache ausloten, den Wortschatz mutig erweitern, ausdehnen, so wie beim Dehnen der Glieder frische Gefühle sich einfinden, der Körper anders als gewohnt erkannt wird.
Hier ein Muskelspiel ein Glucksen des Glücks auslöst, dort ein Wortspiel Staunen ruft.
Ausrufezeichen hier wie dort. Fragezeichen sich danach ausbreiten und Neugier wächst, unbekannte Gefilde zu erforschen.
Eintauchen in den Wörtersee ( den österreichischen mit h geschriebenen draussen vor lassend), drin baden und wieder auftauchen: oh, was für ein Wort haftet da an meiner Wade? Am Hals hängt ein ungeborenes Wort, das erst vom nächstgeborenen Kind gebraucht werden wird. Auf der Hand schimmert ein handliches Utensil, das künftiges Schreiben erleichtern wird.
Das Wadenwort treibt wollüstig auf der Wasseroberfläche, winkt zum wackeren Wandern. Im Haar stecken kleine gekringelte Worthülsen, darin sich Haare? Wörter? verstecken, in vielen Farben lustig anzuschauen. Andere Worthülsen tanzen mit den Wellen, dem Wind um die Wette – das Wasser schluckt fast alle, um sie am Grund des Seins mit Sinn aufzuladen, was ihren Aufstieg zunächst schwer macht – doch wenn sie dann hochkommen, schenken sie freigiebig Kraft.
Zwischen Lippe und Nase tummelt sich ein Duftmolekül, an dem andere andocken, das Vokabular der Geruchsbeschreibungen bereichernd. Hinter den Ohren ein Fauchen und Flüstern, ein Murmeln und Mauscheln, ein Raunen und Rascheln, ein Sprechen, ein Sagen, ein Segen – ein Schrei – Stille.
Bedeutungsschwer baumeln bittere Wahrheiten an den Bäumen am Ufer. Wer mag sie pflücken? Hilft Haare raufen? Bringt ein Sprung die Rettung?
Lässt dieser Wörtersee jemals jemanden los?
(Schreibwerkstatt Irsee)