Aviva Steiner 1930-2020
Aviva Steiner war eine meiner wichtigsten Lehrerinnen. Anfang der 1980er Jahre lernte ich sie kennen, nachdem ich auf einem der ersten internationalen Frauengesundheitskongresse von ihr gehört hatte. Eine us-amerikanische Feministin, die in einem niederländischen Frauengesundheitszentrum naturheilkundlich arbeitete, hatte über Reuma Cohen, die damals in Paris lebte, von Aviva erfahren und in einem Beitrag von Mens-Yoga gesprochen. Reuma war eine der ersten Schülerinnen von Aviva. Das Wort Mens-Yoga machte mich hellhörig. War doch bisher in meinen Yoga Ausbildungen das Wort Mens nie gefallen. Und meine Mens war jahrelang ausgefallen.
So fuhr ich zu Aviva nach Israel, nach Kfar Saba, lernte bei ihr und menstruierte nach vier Tagen intensiven Tanzens und Bewegens wieder. Das überzeugte mich, dass Avivas Methode Kraft und Wirkung hat. Bis zur Jahrtausendwende reiste ich beinah jeden Winter für einige Wochen nach Israel und lernte bei ihr – zunächst für mich, für meine Gesundheit. Lebenslust entfaltete sich.
Aviva war streng – ich durfte während der Übungsstunden bei ihr nicht aufschreiben. Wir tanzten oft vier, fünf Stunden ohne Unterbruch. Und sie lachte gern: aus Freude am schönen Wetter, vor Begeisterung über ein gutes Essen, glucksend über unseren Mischmasch an Sprachen: deutsch, englisch, jiddisch, französisch, ungarisch, rumänisch, ivrit. Bald unterrichteten wir beide in verschiedenen Institutionen, bei Kongressen. Bald schickte sie mich als Vertretung zu dieser oder jener Veranstaltung, um ihre Methode vorzustellen.
Als ich mich langsam aus dem Journalismus verabschiedete und mehr dem Yoga unterrichten zuwandte, baute ich Avivas Methode ein und formte Luna Yoga aus all meinen Aus- und Weiterbildungen in Körpertherapien in aller Welt.
Avivas Andenken lebt im Luna Yoga fort, das inzwischen weltweit von ca. 180 Luna Yoga Lehrerinnen unterrichtet wird. Dem Frauengedenklabyrinth (Frankfurt/Main) fügte am 11. September 2005 das Luna Yoga Netz, der Berufsverband der Luna Yoga Lehrerinnen, einen Gedenkstein für die Zyklustänzerin bei. Nun ist Aviva Ende 2020 sanft zuhause gestorben.