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Die Nachkommende

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«Ich wollte ein Buch schreiben, das ich noch nicht gelesen habe», sagte die Autorin im online-Gespräch Club+ während der Solothurner Literaturtage am 22. Mai 2020. Das ist ihr gelungen, finde ich, denn der Stil ist neuartig: frei und forsch, intim und innig. Die Autorin rhythmisiert Ruhe; ihre Sprache sucht; ihre Worte warten. Es gelingt ihr im hintereinander des Erzählens Gleichzeitigkeit herzustellen. Lesend pendelt man zwischen Paris und Kroatien durch Mitteleuropa. Zaghaft und zärtlich präzisieren die Sätze der in Wien und Zürich lebenden Theaterfrau ein Leben von der Zeit der Grosseltern zu ihr hin spannend. Sechs Jahre schrieb Žic an dem Buch, das an eine therapeutische Familienaufstellung erinnert. «Man wird die Sprachen, die man in sich trägt, niemals gleichzeitig sprechen können. Wie man nicht alle Leben kann, die es bräuchte, um mit all den Menschen zu leben, die man gleichzeitig liebt.»

Ivna Žic: Die Nachkommende, Matthes&Seitz, Berlin 2019, 164 Seiten

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