Lisboa linda
Ja, Lisboa war linde: leichte Brisen wehten und locker wilde Stürme gab es auch. Manchmal schmeckte die Luft schon ein wenig nach Meer, viel Blau schmückte die Häuser. Die azulejos – Kacheln, Fliesen – faszinieren wie beim ersten Besuch. Manche Häuser hatten Gesichter. Neues wurde auf spannende Weise dem Alten aufgepfropft. Installationen in der Fundaçao Gulbenkian zogen mit afrikanischen Weisen in den Bann.
Im Schauraum stand eine Angestellte bereit und zog einem die Bilder hervor, die man gerne sehen wollte. Vom Café aus ging mein Blick, während ich köstlichen Galão/Milchkaffee trank, durch die grossen Fenstertüren hinaus in den Park: die Regentropfen fielen sanft auf Bäume, Sträucher, Gras, Kies, Pflaster, Teer, Menschen, Enten, Vögel.
Der barock-klassizistischen Basilika Estrela stieg ich durch eine enge Wendeltreppe aufs Dach, schaute zum gleichnamigen Park mit uralten Bäumen, weiter zur anderen Seite zum Tejo-Fluss, hinüber zur Burg São Jorge, zu grossen Wohnblöcken am Stadtrand.
Meine Sprachschule -CIAL – hatte ein Farbbad genommen: die Türen zu den verschiedenen Klassenzimmern leuchteten grün, petrol, orange, pink, lila, himmelblau. Die Ähnlichkeit mit Ostereiern verbreitete fröhliche, angeregte Stimmung.
Im Grande Auditório des Gulbenkian Museums dirigierte Muhai Tang sein Opus 47: Guo Wenjing – The Rite of Mountains für Marimba, Gong, Trommeln und andere Schlagwerkzeuge – mir schien, auch die Bäume draussen im Regen verbanden sich mit dieser enormen Kraft. Das Publikum – alt wie jung – klatschte so ausgiebig und begeistert, dass der der Perkussionist Agostinho Sequeira „Yesterday“ von den Beatles auf der Marimba anschlug.