„Shakti steht für das weibliche, kreative Prinzip in der Natur und im Kosmos. Unsere Kosmologie erkennt die Natur als kreative Kraft an. Bäume entstehen aus Samen und erneuern sich selbst. Gras wächst jedes Jahr neu. Flüsse füllen sich immer wieder neu, und der Wasserkreislauf funktioniert ohne jedes menschliche Zutun von allein. Diese enorme Aktivität ist die kreative Kraft der Natur. In Indien gilt es als das feminine Prinzip des Lebens. Wir finden es nicht nur irgendwo da draussen in der Natur. Denn die Natur ist nicht nur dort draussen, wir selbst sind auch Natur. Also findet es sich in Männern wie Frauen. Es ist da, es ensteht nicht erst, indem wir es anerkennen. Aber eine Menge moderner Kulturen leugnet diese ursprüngliche kreative Kraft. Die Anerkennung dieses weiblichen kosmischen Prinzips ist gleichbedeutend mit der Anerkennung des Wunders des Lebensatems, der uns erst zu Menschen macht. Sie macht uns dem Leben gegenüber demütig und lässt uns erkennen, dass wir nicht sein Meister sind.“

Vandana Shiva, Physikerin und Umweltaktivistin im Interview von Geseko von Lüpke, in Natur&Heilen, Mai 2023, S.32/33