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Bin im Garten

Ein rundum stimmiges Buch – wenn schon über einen Garten geschrieben wird, dann sollte auch das Buch selbst grün produziert sein und das ist es – cradle to cradle bedeutet, dass nichts vergeudet oder zu Abfall wird, sondern ähnlich wie beim Komposthaufen im Garten alles wieder verwendet, rezykliert wird.
Obendrein ist es einfach ein schönes Buch: haptisch – es fasst sich gut an, optisch – Zeichnungen leiten in jeden Monat und begleiten als Blattranke Seite für Seite. Fotos vermitteln die Schönheit der Pflanzen, der Druck ist angenehm für die Augen und der Inhalt macht Freude.
Ein Jahr lang widmete sich Winnemuth mit der Begeisterung einer Anfängerin dem Abenteuer Garten. Monat für Monat wird mit seinen Höhe- und Tiefpunkten beschrieben: was gibt es zu arbeiten? Was gibt es zu gucken? Was gilt es einzukaufen? Was kann geerntet werden? Was braucht Unterstützung?
Ein lustvolles Buch: Winnemuth lässt uns teilhaben an ihrer Neugier. Ihre Lernlust steckt an, ihre Gedanken und Gefühle sprechen direkt zu den Lesenden, locken ins Gespräch, lassen mit sinnieren, schenken durch bildhafte Beschreibungen neue Erkenntnisse.
Leicht und beschwingt erzählt Winnemuth Tag für Tag, stets fällt ihr etwas Neues auf oder ein. Mal geht es ums Arbeiten, mal ums entspannen. Oft sind es Kleinigkeiten, die ihre Phantasie beflügeln, die sie dankbar staunen lassen: der erste Schmetterling, die sich verändernden Farben der Glockenreben, das Abendlicht, der ersehnte Regen, ein Satz aus den Essais von Montaigne: «Das Leben muss sich selber wollen.» (S.59)
Dank ihrem Gartenprojekt erfährt die Weltreisende* Heimat: «Mein Garten ist in diesem Jahr zu einem Ankerplatz geworden. Ein Ort der Hoffnung, ganz und gar verbindlich. Dieses Gefühl, hier willst Du bleiben, denn hier wird noch viel passieren mit dir, das wuchs mit jedem Tag, den ich in der Erde gewühlt habe. Heimat ist nicht der Ort, an dem man zufällig geboren wurde, sondern eine Entscheidung, ein Entschluss. Heimat muss man sich machen.» (S. 299)
So wie das Buch froh stimmt, so frohgemut kommt die Autorin daher: lesend, erzählend, signierend.

*Winnemuth hatte bei Günther Jauch eine halbe Million gewonnen und finanzierte sich damit eine Weltreise, schrieb darüber «Das grosse Los».

Meike Winnemuth: Bin im Garten – Ein Jahr wachsen und wachsen lassen, Illustrationen Inka Hagen, Penguin Verlag in Random House, München 2019, greenprint-klimapositiv, cradle to cradle zertifiziert.

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