Donna Leon
Ob ich alle Venedig Krimis von Donna Leon gelesen habe?
Ich glaube, ja.
Ich mag diesen leichten Stil des Erzählens, mag es die Familie Brunetti langsam zu kennen, freue mich an der Cleverness der Sekretärin Signorina Elettra, geniesse die Beschreibungen der Mahlzeiten, die mich allein durchs Lesen satt machen und in italienische Ferien versetzen.
Zudem schätze ich die verschlungenen Wege, die Brunetti durch die Gassen Venedigs geht, ergötze mich an den verschlungenen Wegen, auf denen Donna Leon zu ihrer Gesellschaftskritik gelangt, indem sie am Beispiel eines Verbrechens auf die Hintergründe verweist, auf die unserer Gesellschaft immanente Strukturschwäche zeigt.
„Heimliche Versuchung“, ihr neuester Roman, kommt vom Drogenhandel in einer Privatschule ausgehend zu den Machenschaften von Ärzten und Apotheken. Brunetti deckt ein ausgeklügeltes System der Bereicherung über ärztliche Rezepte auf. Verschrieben wird ein teures, ausgegeben wird ein billiges Medikament. Besonders leicht geht das bei dementen und älteren PatientInnen. Ein Apotheker findet eine weitere Möglichkeit zu mehr Geld zu kommen.
Ich finde Donna Leons Krimis spannend, sie verführen zum Nachdenken über das bestehende Gesellschaftssystem, zeigen wo etwas faul ist und machen deutlich, dass wir alle fehlbar sind, fehlbar werden können, Fehler zum Leben gehören.
Wer ohne Fehl ist, werfe den ersten Stein…
Donna Leon: Heimliche Versuchung – Commissario Brunettis 27. Fall, Roman, Diogenes Zürich 2018 , aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz