Eine Hochzeit
Hochgeschätzte Festtagsgäste!
Das freudige Ereignis, zu dem wir hier beisammen sind, verlangt froh stimmende und freudig gestimmte Worte.
Zwei Dichter zog ich mir zu Rate:
Der erste ist ein angesehener Sohn der Stadt, in dem das Brautpaar lebt – und ich auch. Gerade wird er auf dem Bahnhofsplatz mit einer begehbaren Skulptur geehrt, Robert Walser lebte von 1878 bis 1956 und schrieb in seinen Berliner Jahren:
„Liebe ist ein zu schönes Wort, als dass ich es leichtsinnig in den Mund nähme, ich möchte – was es bedeutet – lieber nur empfinden. Was wollte ich gestern? Glück? Habe ich es denn nicht schon jetzt?“
So eingestimmt wünsche ich dem jungen Paar Glück mit meinen Worten.
C’est la vie
Sagten und auch schrieben sie
Und so sind gekommen wir
Um zu feiern jetzt und hier
Froh und munter treffen sich
Die zwei Menschen inniglich
Wollen füreinander einsteh’n
Und sich in ihr’m Leben beisteh’n
Freude herrscht an so ‘nem Tag
Da ein jeder Feste mag
Lockern sie den Alltag auf
Kamen wir den Berg hinauf
Vor 4 Wochen war’s soweit
Die Familie gab Geleit
Wünschte, dass das Glück gedeiht
Zur Hochzeit und zu jeder Zeit
Flo und Lea sagten Ja
Sind schon lang ein gutes Paar
Heute ist der Jubel gross
Und das Fest ein Riesen Los
Beide eint der Liebe Band
Mög’ sie wachsen ohne Rand
Mög’ sie blühen, reifen, Früchte tragen
Und den Beiden schenk’ Behagen
Liebe spendet Glück und Höhen
Kann auch Tiefen überstehen
Manchmal ist sie fordernd gar
Erinnert Euch dann an Euer Ja
In guten wie in schlechten Zeiten
Soll Eure Liebe Euch begleiten
Mit ihr wird Eure Reise gut
Sie schenkt Euch wahrlich frohen Mut
Was braucht es alles für das Leben zu zweit?
Ich nenn ein paar Wünsche zu Eurem Geleit:
Herz, Hirn und Hand
Natürlich Verstand
Glück und Glas
Feuer und Glut
Immer wieder frischen Mut
Tassen und Teller
Wein im Keller
Kartoffeln und Sossen
Hemden und Hosen
Sang und Klang
Sturm und Drang
Hab und Gut
Manchmal auch Wut
Ehr’ und Preis
In Eurem Kreis
Rat und Tat
frischen Salat
Haus und Garten
öfters Geduld zum Warten
Freundschaft, Verwandtschaft
Manch gute Bekanntschaft
Liebe Gefährten
Friede auf Erden
Sonne und Regen
Himmlischen Segen
Pfeffer und Salz
Butter und Schmalz
Käse und Brot
Morgen- wie Abendrot
Tanz und Sport
Einen schönen Ort
Katzen, die schnurren
Wenig Murren
Zu wünschen gibt es noch vieles mehr
Das Leben bringe Euch all das her
Was Euch beglückt
Und auch entzückt
C’est la vie
Ist ein fait accompli
Ihr führt Regie
Bei der Zeremonie
Heute bestärken wir Euren Bund
Stehen zusammen in diesem Rund
Und wünschen Euch bis ans Lebensende
Immer wieder hilfreiche Hände
Treue in Freud und Leid
Sei euch beschieden jederzeit
Um Euer ganzes Erdenleben
Soll ein Kranz von Glück und Liebe sich weben
Du liebes, trautes, inniges Paar
Ich bringe von Herzen gern meine Wünsche dar
Seid beschirmet, behütet, beschützt
Dass Euch das Schicksal stets unterstützt
Wenn das Fest dann geht zur Neige
Bleibt Euch ja die grosse Beige
Voller Wünsche, guter Dinge
Die Euch sagen: es gelinge!
So trägt der Tag in sich Magie
Beflügelt jede Phantasie
Mit einer milden Melodie
Die so schön heisst:
C’est notre vie!
Nachwort:
«Man muss sich untereinander helfen, das ist eigentlich das Beste von der Ehe. Sich helfen und unterstützen und vor allem nachsichtig sein und sich in das Recht des andern einleben. Denn was ist Recht? Es schwankt eigentlich immer. Aber Nachgiebigkeit einem guten Menschen gegenüber ist immer recht».
Diese Weisheit fand meine Schwester in ihrem Fundus, als ich ihr von Florians und Leas Hochzeit erzählte. Sie holte das Vermählungsbüchlein zweier Verwandter aus dem Juni 1908 hervor «Blätter für das junge Paar zur Vermählungsfeier»
Den Schlussakkord setzt der zweite Dichter, er stammt wie ich aus Frankfurt am Main und lebte von 1749 bis 1832. Johann Wolfgang von Goethe schrieb im Buch der Liebe:
Freudvoll
Und leidvoll,
Gedankenvoll sein,
Langen
Und bangen
In schwebender Pein,
Himmelhoch jauchzend,
Zum Tode betrübt –
Glücklich allein
Ist die Seele, die liebt.
Voilà, liebe Lea, lieber Florian,
das alles wünsche ich Euch von Herzen!