Was einer/m unterwegs alles auffällt, was so anders ist, was so entzückend sein kann, was vielleicht noch ins Gepäck passt, was man verschenken könnte, was vielleicht doch ganz praktisch wäre….So viel Neues gibt es auf Reisen zu entdecken. Vieles bewundert man einfach dort, freut sich, dass man reisen kann und sich neuen Gegebenheiten aussetzt.

Manchmal gibt es Dinge, die wollen mitgenommen, mitgebracht werden. Mitbringsel. Doris Dörrie hat einige ihrer Reisekostbarkeiten bildlich und mit Worten in einem kleinen Büchlein versammelt. Da gibt es ein Bürstenballett aus Tokio, grüne Splitter von Meeresstränden und Flussufern, eine zerrupfte Plüschkatze des Nachts in Istanbul einer alten Frau abgekauft, die balinesische Reisgöttin, die im Titel aufscheint.  Aus Italien bringt die Autorin wohl immer Zitronen mit, pflückt sie, wo immer es geht, direkt vom Baum, freut sich am Duft, macht sich zuhause heisse Limonade daraus. Aus Spanien wandern Safranfäden mit nach Hause.

Flohmärkte bieten reiche Beute für Dörrie, sie erscheinen ihr unwiderstehlich, auch wenn sie noch so sehr vorhat, sich nicht mehr hinreissen zu lassen. Und so kommt es, dass sie an einem langweiligen Sonntagnachmittag mit ihrem Mann über einen Flohmarkt schlendert und einfach nicht einer Porzellankaraffe in Form eines Hasen widerstehen kann: «Bei mir funktioniert das Prinzip der weltweit aufräumenden Bestsellerautorin Marie Kondo, nur Gegenstände zu behalten, die einem Freude bringen, ein bisschen zu gut. Für mich gilt: Je unnützer, desto schöner!» (S.69)  Der Mann hat Einwände, die Verkäuferin lobt, wofür der Hase alles genutzt werden könne, schliesslich kostet er nur fünf Euro und so kommt der Hase ins traute Heim zu all den anderen Dingen. «Und ja, it sparks joy.»

Die Mitbringsel wecken Erinnerungen, regen die Sinne an, machen fröhlich.

Das Lesen der kleinen Vignetten brachte ebenfalls Freude.

Doris Dörrie: Die Reisgöttin und andere Mitbringsel, Diogenes Tapir, Zürich 2024, 102 Seiten