Leben im Krieg
Lizzie Doron: Wir spielen Alltag – Leben in Israel seit dem 7. Oktober, aus dem Hebräischen von Markus Lemke, dtv, München 2025, 160 Seiten
Yevgenia Belorusets: Anfang des Krieges – Tagebücher aus Kyjiw, Matthes & Seitz, Berlin 2022, 191 Seiten
Zwei engagierte Schriftstellerinnen, Lizzie Doron aus Israel und Yevgenia Belorusets aus der Ukraine veröffentlichten Auszüge aus ihren Tagebüchern, während sie im Krieg leben. Beide beschreiben, was sie sehen, hören, erleben.
Yevgenia Belorusets, die zeitweise in Berlin wohnt, schrieb ihr Buch auf deutsch: «Ich musste es auf deutsch schreiben, das gab mir Abstand», sagte sie während der gemeinsamen Lesung mit Lizzie Doron bei den Solothurner Literaturtagen Ende Mai. Auch Lizzie Doron besucht Berlin oft «um Abstand zu gewinnen».
Lizzie Doron hat sich zeitlebens für Frieden mit den palästinensischen Nachbarn eingesetzt und nun? Ihre Erschütterung beschreibt sie differenziert, sie bleibt zuversichtlich – mit und trotz Verzweiflung. «In den wenigen Nächten, in denen es mir gelingt einzuschlafen, träume ich gelegentlich vom Frieden, von Brüderlichkeit und Gleichheit. Dann wache ich auf.»Jeden Samstag geht sie mit vielen anderen demonstrieren: für Frieden, für die Rückkehr der Geiseln, für ein Ende des Kriegs.
Yevgenia Belorusets schreibt, wie sie fotografiert: darstellend, was gerade ist, was sie erlebt, wie sie die Geschichte erlebt: «Als der Krieg zum ersten Mal begann, im Jahr 2014, war tatsächlich nicht klar, dass er wirklich begonnen hat.» So fängt das Buch an und es endet: « Man will den Krieg nicht akzeptieren…Ich zweifle an der Realität und stelle mir vor, ich könnte in einer Welt aufwachen, wo der Krieg unverwirklicht bleibt.»
Beiden Autorinnen gelingt das Beschreiben des Unbeschreiblichen.