Monica
Unten stehenden Brief hatte ich an Karfreitag diesen Jahres vorbereitet – am Karsamstag starb Monica nach langem Kranksein. So sandte ich diesen Brief an ihre Tochter. Jetzt hätte Monica ihr 77. Lebensjahr vollendet.
Liebe Monica, Du vielfältige Frau!
Ich lernte Dich kennen als Mitgründerin des Frauengesundheitszentrums (FGZ) Bern. Das war in den 1980er Jahren. Ich folgte Deiner Einladung und unterrichtete Luna Yoga in Bern. Du hast mich in die Frauengesundheitsbewegung in der Schweiz eingeführt, dem Luna Yoga einen gebührenden Platz eingeräumt.
Du ludst mich nach Hause ein, ich lernte Deine damalige Familie im Weissenbühl kennen. Frei und froh, bunt die Atmosphäre in Deiner Umgebung. Neugierig und natürlich, offenen Herzens und freien Geistes erlebte ich Dich. Deine Tochter Noemi bedeutete Dir viel, Du wünschtest ihr ein gutes Leben nach eigenen Vorstellungen. Diese Freiheit für alle war Dir wichtig.
Du zeigtest mir Deine selbst kreierten Kleider, Blusen, Hosen Röcke in eigenwilligen Farbkombinationen.
Als das FGZ vom Sulgeneck in die Aarbergergasse zog, spezialisiertest Du Dich auf den Atem, absolviertest die Ausbildung im Middendorf Institut in Männedorf am Zürisee. Ausbildungen in Familienstellen, in Traumatherapie kamen dazu.
Mit diesen Schätzen aus verschiedenen Heilkünsten hast Du Gesundheit befördert. Deine heilsamen Hände beruhigten.
Mit Deinem Schönheitssinn hast Du die Praxis in der Kramgasse eingerichtet, auch das trug zu Heilprozessen bei.
Du hast mich zum Schwimmen in der Aare ermuntert.
Tiefe, ausgiebige Gespräche während langer Spaziergänge an beiden Ufern der Aare förderten fruchtbare Gedankengänge, Impulse und Ideen entstanden, Pläne wurden ausgeheckt, manches in die Tat umgesetzt.
Unser Austausch war intensiv und innig, umfasste alle Lebensthemen. Zu jeder Jahreszeit inspirierte uns die grüne Aare, ihr Fliessen und Strömen erlaubte Gedanken und Gefühlen freien Lauf. Farben und Formen der Jahreszeiten dem Fluss entlang liessen Dich zur Kamera greifen. Deine Fotos zeugen von Deinem Blick hinter das Alltägliche.
Die Bewegung der Aare, der Wind, der Bäume und Gräser bewegte, von Bienen besummte Blüten, Naturstimmungen fingst Du ein, spieltest mit Vergrösserungen und Verkleinerungen. Die Fotos drucktest Du auf unterschiedliche Materialien. So konntest Du Stimmungen wundersam auf Deine Art ausdrücken.
Grüner Aufbruch immer wieder, schauen was möglich ist, wahrnehmen, was schön. Dein Blick erkannte Schönheit in kleinsten Dingen.
Als Du von Wabern in den Rosenpark zogst, engagiertest Du Dich dort.
Als Deine Krankheit fortschritt, hast Du zunächst kreativ unterschiedliche Behandlungen erkundet. Als die Therapien an ihr Ende gelangten, gabst Du Dich drein. Deine Hingabe ans Leben beeindruckte.
Ich danke Dir für die Begleitung wohl 40 Jahre lang und wünsche Dir eine gute Reise in wundervolle Gefilde.
Herzensgrüsse Adelheid
Monica Widmer, Frauenfeld, 2.7.1947 – Muri, 30.3.2024