Schreibermutigung
Ein schönes Buch: türkisfarbener Einband, Titel und Autorinname in Schreibschrift, sogar erhaben gedruckt, die darüber gleitenden Fingerkuppen spüren es. Ja, Form und Inhalt gehören für mich zusammen. Ich begreife das Buch mit allen Sinnen und alle Sinne spricht die Autorin an.
Die Buchhändlerin hatte gerade die Folie des Einbands entfernt, so kam ich in den Genuss des Anfassens, Blätterns, von den Worten angezogen werden …Die ersten drei, vier Sätze sind es, die mich zum Kauf bewegen. Werde ich reingezogen, wandert das Buch mit nach Hause.
Hier Mosers Einstieg: «Meinen ersten Schreibkurs hielt ich an meinem Küchentisch in San Francisco, im Sommer 2001. Der Grund dafür war ein prosaischer: Ich brauchte Geld.»
Milena Moser schreibt eine wirksame Ermutigung: die anstehenden Schreibarbeiten, die ich ein paar Tage vor mir hergeschoben hatte, flutschen plötzlich. Bald waren zehn Würdigungen verschiedener Abschlussarbeiten leicht und individuell formuliert.
Freude an Milena Mosers Ermuntern rührt von:
- einem Schreibstil, der wie ein Gespräch anmutet. Ein Gespräch auf der berühmten Augenhöhe. Die entsteht dadurch, dass Moser von sich berichtet, von ihren Ängsten und Zweifeln, von ihren Gefühlen und Gedanken, von Anregungen und Zwischenrufen.
- klaren und konkreten Anregungen mit eigenen Beispielen.
- einem Inhaltsverzeichnis, das verführt irgendwo anzufangen.
- eigentümlichen Formulierungen, die zum eigenen Ausdruck locken, bzw. diesen nicht mehr an die Leine nehmen.
- dem weiss-zarten Lesebändchen, das schnell zur Hand ist, wenn man mal wieder zwischendrin etwas anderes gemacht hat.
- Mosers Ehrlichkeit sich selbst – und damit den Lesenden – gegenüber.
Milena Moser führt viele Gründe für ihr Schreiben, für unser Schreiben an. Einen wichtigen bringt sie zum Schluss: «Was mit meinem allerersten Buch begonnen hat und sich mit jedem neuen Buch bestätigt und bestärkt: Ich bin nicht allein. Wir sind nicht allein.»
Milena Moser: Schreiben – Eine Ermutigung, Kein & Aber, Zürich – Berlin, 2025, 238 Seiten