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Tanz in die 4 Himmelsrichtungen

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Im Sommer 1983 reiste ich erstmals in die USA.  Im Sivananda Yoga Camp in den Bergen Quebecs in Canada hatte ich das Kids‘ Camp geleitet und fuhr mit dem Greyhound Bus über die Grenze nach Vermont zu einem Women’s medicine camp.
Dhyani Ywahoo, eine Medizinfrau der Cherokee hatte eingeladen. So kamen Frauen aus verschiedenen First Nations zusammen, um Heilkünste auszutauschen. Gleichzeitig war dieses Treffen als Seminar für working guests angelegt. Ich betreute die Küche, lernte intuitiv und bewusst zu kochen, ohne dauernd abzuschmecken. Präsenz.
Jeden Morgen stiegen wir auf einen Hügel und tanzten in die vier Himmelsrichtungen, bedankten uns für das Leben, stimmten uns mit kraftvollen Bewegungen auf den Tag ein. So erfrischten wir den Geist, belebten Muskeln und Gelenke, spürten, wie die Organe, besonders die im Becken, gut durchblutet und damit gewärmt wurden. Wir nahmen unsere Gefühle wahr und entliessen sie wieder. Die folgende Beschreibung dient den mit dem Tanz Vertrauten zur Erinnerung, Neulinge werden inspiriert. Lernen kann man die Schritte nur direkt, solche Heilweisen werden traditionell mündlich weiter gegeben.

Du stehst in einem guten Stand mit dem Gesicht nach Norden. Dort, wo die Sonne nicht ist, beginnt alles. Erde wird fruchtbar. Der klare Wille zu sein entfaltet sich. Leere birgt alle Lehren. Mit den Händen zusammengelegt vor dem Brustbein lässt sich der Herzschlag erspüren. Danke deinem Herzen für lebenslange Begleitung und Treue. Freu dich an seinem anpassungsfähigen Rhythmus. Verneige dich zur Erde, danke ihr. Hebe die zusammengelegten Hände zum Himmel, kreiere Dank in deinem Herzen. Beschreibe aus der Hüfte einen grossen Schritt nach rechts, Richtung Osten. Die Sonne geht auf, der Tag beginnt. Lade das Neue ein. Dabei weitest Du die Arme, breitest sie aus, sammelst die Energie des Tags und hebst dann die Arme nach oben zum Himmel, empfängst, dankst dem, was den Alltag übersteigt. Jetzt bringst du die Energie zur Erde, indem Du in die Knie gehst. Die Hände berühren den Boden. Du empfängst Energie und gibst sie der Erde zurück.
Mach nun einen grossen Schritt nach links und breite die Arme in der Schulterweite auseinander. Empfange die Energie des allumfassenden Raums, des Universums. Führe die Arme nach oben, danke dem Himmel, lass Dich beschenken, bringe die Gaben zur Erde, beuge die Knie, geh in die Hocke und empfange von der Erde die Geschenke der Nahrung, indem Du die Hände zu Deinem Gesicht bringst. Gib der Erde zurück, was Du nicht brauchst.
Schwinge jetzt die Arme nach links hinten, schau so weit wie möglich hinter dich, nimm wahr, was vergangen, lasse es hinter dir und schwinge die Arme nach vorn. Dabei macht der rechte Fuss einen Schritt nach vorn. Schau was kommen mag. Noch einmal die Arme nach hinten links schwingen, nach vorn gelangen mit den Armen und gleich nach hinten rechts ausholen: was will mitgenommen werden? Setze dabei den linken Fuss so auf, dass Du nun nach Osten schaust. Zum Ausbalancieren und Ausrichten macht das rechte Bein noch einen Schritt. Erkenne dich selbst in all deinen Zusammenhängen, spüre die Luft, die dich umgibt. Lass dich inspirieren, geniesse deinen Atem. Wiederhole die Armbewegungen und Drehungen wie oben. Immer kommen abwechselnd das rechte und das linke Bein dran. Nachdem das rechte Bein dran war, macht jetzt das linke Bein einen grossen Schritt, sodass du den Osten noch einmal bekräftigst mit den oben genannten Bewegungen.
Wiederhole dann die Schrittfolgen nach Süden.  Erlebe die Fülle, die Wärme des Lebens, dein Temperament. Wiederhole die Schrittfolgen nach Westen: das Element Wasser wäscht alles ab, was vorbei ist, transformiert, schenkt Spiritualität.  Wiederhole die Schrittfolgen und lande wieder im Norden.
Entscheide wie oft du die Umdrehungen vollziehst, achte darauf, die gleiche Anzahl an Umdrehungen zurückzudrehen, damit die Schöpfung im Lot bleibt. Am Schluss bedanke dich bei deinem Herzen, verbeuge dich zur Erde, um ihr zu danken, hebe die Hände gen Himmel, danke all den Geschenken, dem Leben selbst. Schliesslich sendest du einen Herzensdank all deinen Mit-Tanzenden, indem du dich ihnen zuwendest und dich verneigst.

Dhyani Ywahoo gehört zur Tsalagi Nation, die wir meist Cherokee nennen. Sie gründete die Sunray Meditation Society, und lehrt das Peacekeeper Training weltweit. https://sunray.org/oversight/

Luna Yoga